Zum Tag der Organspende – Diskussion um neues Gesetz hält an

Noch immer gibt es in Deutschland zu wenig Organspender.© BZgA/Hardy Welsch

Zum Tag der Organspende

Diskussion um neues Gesetz hält an

Der bundesweite Tag der Organspende findet immer am ersten Samstag im Juni statt. Dieses Mal machen die Veranstalter in Kiel auf dieses wichtige Thema aufmerksam. Und es bekommt angesichts des Entwurfs zu einem Organspendengesetz von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine neue Bedeutung.

Von Manila Klafack | Druckansicht

„Kiel zeigt Herz“ am 1. Juni 2019. Es ist der Tag der Organspende. Einen Tag lang dreht sich in der schleswig-holsteinischen Stadt an der Ostsee alles um die Schicksale derer, die Organe gespendet und empfangen haben. Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation warteten im Jahr 2018 etwa 9.400 Menschen auf ein neues Organ. Demzufolge standen im vergangenen Jahr 955 Organspendern rund 9.400 Menschen auf der Warteliste gegenüber. 3.790 von ihnen (inklusive Lebendspende) bekamen rechtzeitig ein Organ.

Seit 35 Jahren soll der Tag der Organspende danken und aufklären. Gleichzeitig soll auch ein Zeichen gesetzt werden, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist und eine diesbezügliche Entscheidung. Es soll auch mit Vorurteilen aufgeräumt werden und gezeigt werden, wie viel Lebensglück das Kreuz im Organspendeausweis für andere Menschen bedeuten kann.

Transplantationsgesetz seit April in Kraf

Erst im April ist das neue Transplantationsgesetz in Kraft getreten. Das Ziel ist ganz klar, dass es mehr Organspender gibt, um denjenigen zu helfen, die, so Jens Spahn, voller Hoffnung und Sehnsucht auf ein neues Organ warten. Die Kliniken sollen mehr Zeit und Geld bekommen, um sich mehr mit dem Thema der Organspende befassen zu können.

Ein Weg dafür sind sogenannte freigestellte Transplantationsbeauftragte, die speziell geschult sind und potenzielle Organspender identifizieren können. Sie haben mehr Möglichkeiten, etwa auch durch das Zutrittsrecht zur Intensivstation, und mehr Zeit, etwa auch mit Angehörigen zu sprechen. „Sie sollen die Möglichkeit haben, immer wieder die Aufmerksamkeit auf das Thema der Organspende zu lenken“, erklärt der Bundesgesundheitsminister.

Um denen, die auf Herz, Niere, Lunge, Leber oder Bauchspeicheldrüse vergebens warten, eine Chance aufs Weiterleben zu ermöglichen, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen umstrittenen Vorschlag zu einem Organspendengesetz vorgelegt. Kritik hat der Entwurf vor allem deswegen geerntet, weil er per se alle Deutschen, die nicht ausdrücklich widersprechen, zu Organspendern macht.

Widerspruchsregelung ist keine Spende

„Bei der Widerspruchsregelung kann von Spende keine Rede mehr sein. Schweigen heißt aber nicht Zustimmung“, stellt so auch Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, fest. „Es ist ethisch besonders wertvoll, einem anderen Menschen sein Organ und damit mehr Lebenszeit zu schenken. Doch dieses Geschenk ist nicht mit der Brechstange zu erzwingen“, so Brysch. Es könne auch ethische oder persönliche Gründe geben, sich gegen die Organspende zu entscheiden.

Der Gegenvorschlag „eines Gesetzes zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ etwa einen Monat nach der Vorlage des Gesetzentwurfs aus dem Bundesgesundheitsministeriums stieß beim Deutschen Patientenschutz auf deutlich mehr Akzeptanz. „Im Gegensatz zur Widerspruchslösung geht der Gesetzentwurf in die richtige Richtung“, so Eugen Brysch. Bei der Organspende ausdrücklich auf eine informierte Entscheidung zu setzen, sei richtig. Jedoch fordert der Patientenschutzbund gleichzeitig, dass das eigentliche Problem auch damit nicht gelöst sei.

„Es gilt, das Transplantationssystem in staatliche Hände zu legen. Damit soll Transparenz und Gerechtigkeit sichergestellt werden“, so das Begehren der Patientenschützer. „Das betrifft sowohl die Regeln und Verteilungskriterien als auch die Organisation und die Kontrolle.“ Bundestag und Bundesregierung dürften die Verteilung von Lebenschancen nicht privaten Institutionen überlassen. Das Vertrauen in die Organspende kann nur so wachsen und die Spendenbereitschaft dafür erhöht werden.

Tipp: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat einen eigenen Internetauftritt zum Thema Organspende. Wer möchte, kann dort online einen Organspendeausweis bestellen.

Autorin:

Manila Klafack

Manila Klafack ist freie Journalistin und Diplom-Kauffrau und schreibt seit 2016 für Pfefferminzia. Nach ihrer Ausbildung als Redakteurin verantwortete sie in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.