Was Sie über nachhaltige Versicherungen wissen sollten
Bio-Lebensmittel, Müllvermeidung, Fahrrad statt Auto oder fair gehandelter Kaffee – bereits jetzt gibt es im Alltag viele Möglichkeiten, nachhaltig unterwegs zu sein. Manche Branchen sind da bereits recht weit, andere stehen noch am Anfang. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft gehört eher zur zweiten Kategorie.
Doch nach und nach kommt auch in diesen Markt Bewegung. Immer mehr Versicherer bieten ihren Kunden hier entsprechende Optionen an. Damit treffen sie den Nerv der Zeit. Denn Nachhaltigkeitsaspekte werden für Verbraucher auch bei einer Versicherung immer wichtiger, wie eine repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt.
Nachhaltigkeit kein Nischenthema mehr
Demnach kann sich „fast jeder zweite Deutsche vorstellen, seine Police bei einem Versicherer abzuschließen, der besonderen Wert auf Klima- und Umweltschutz legt.“ Und selbst ein dafür höherer Preis schreckt nicht ab, wie ein Viertel der Befragten angab.
„Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr. Umweltschutz beeinflusst immer mehr das Konsum- und Anlageverhalten der Menschen“, sagt Jörg Asmussen, der GDV-Hauptgeschäftsführer. Noch fristen nachhaltige Versicherungen zwar eher ein Schattendasein, doch Asmussen ist davon überzeugt, dass sich dies bald ändern wird. Ein Treiber werde dabei die überarbeitete europäische Versicherungsvertriebsrichtlinie sein, mit der ab August 2022 das Thema Nachhaltigkeit in der Beratung an Bedeutung gewinnt.
Vermittler und Versicherer werden Sie dann als Kunden fragen müssen, welchen Wert Sie auf die so genannten ESG-Kriterien legen. Diese drei Buchstaben beschreiben drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen: Das „E“ steht für das englische Wort Environment, also Umweltfragen, das „S“ beinhaltet soziale Aspekte wie Arbeitssicherheit oder gesellschaftliches Engagement, und unter Governance („G“) wird eine nachhaltige Unternehmensführung verstanden.
Kein Geld für Waffenfirmen
Eine nachhaltige Versicherung zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie ihre Kapitalanlagen nach diesen ESG-Kriterien investiert. Das schließt zum Beispiel Firmen, die mit Waffen handeln oder gegen Arbeitsrechte verstoßen, aus (Negativkriterien). Stattdessen fließt das Geld in Erneuerbare Energien oder ökologische Projekte (Positivkriterien).
So gibt es inzwischen bereits eine Reihe von Altersvorsorgeanbietern, die nach diesem Prinzip agieren. Möchten Sie zum Beispiel Geld in einer Fondspolice anlegen, können Sie entscheiden, dass Ihr Kapital in Fonds fließt, die die Umwelt oder ethische bzw. soziale Belange fördern. Wichtig: Lassen Sie sich bei der Auswahl eines geeigneten Produkts vorher gut beraten, denn noch gibt es keine einheitliche Definition für nachhaltige Geldanlagen. Der Begriff ist nicht geschützt.
Marktplatz für grüne Versicherungen
Auch im Bereich der Sachversicherungen sind grüne Produkte auf dem Vormarsch: angefangen von der Kfz-Versicherung über die Hausrat-Versicherung bis hin zu ambulanten und stationären Krankenzusatzversicherungen.
Mittlerweile haben sich sogar einige Maklerunternehmen darauf spezialisiert, nachhaltige Versicherungen zu vermitteln, so wie zum Beispiel die „bessergrün“ GmbH aus Itzehohe. Das Unternehmen versteht sich als „Marktplatz für nachhaltige Finanzdienstleistungen, Versicherungen und komplementäre Dienstleistungen in Deutschland.“ Alle Partner, die ihre Produkte dort präsentieren, müssen bei ihren Kapitalanlagen strenge Kriterien erfüllen. Für jeden abgeschlossenen Vertrag wird außerdem ein Baum gepflanzt.
Ein anderes Beispiel ist „grün versichert“, ein Unternehmen, das gemeinsam mit Versicherern nachhaltige Versicherungsprodukte konzipiert, die Verbraucher direkt im Internet oder über ihren Versicherungsmakler abschließen können.