Sommerzeit ist Zeckenzeit: Warum die kleinen Blutsauger so gefährlich sind

Die größten FSME-Risikogebiete liegen in Süddeutschland.

Sommerzeit ist Zeckenzeit

Warum die kleinen Blutsauger so gefährlich sind

Ob zu Fuß oder mit dem Rad, ob im eigenen Garten oder im Wald – gerade jetzt im Sommer zieht es wieder viele Menschen hinaus ins Freie. Doch Achtung: Sommerzeit ist auch Zeckenzeit. Wer von einem dieser kleinen Parasiten gestochen wird, kann sich mit Borreliose-Bakterien infizieren oder eine Hirnhautentzündung bekommen. In Deutschland ist außerdem eine neue, besonders gefährliche Zeckenart auf dem Vormarsch.

Von Oliver Lepold | Druckansicht

Zecken sind Spinnentiere und kommen überall in Mitteleuropa vor. Sie werden aktiv, sobald die Temperaturen konstant über acht Grad liegen. Als besondere Risikogebiete gelten Süddeutschland und das Emsland (siehe Karte). Zecken ernähren sich von Blut und können über ihren Stechapparat verschiedene Krankheitserreger auf Mensch und Tier übertragen.

So ist etwa jede vierte Zecke in Deutschland mit Borreliose-Bakterien befallen, wobei es große Unterschiede je nach Region gibt. Ein Stich einer befallenen Zecke führt in etwa 2 bis 5 Prozent zu Krankheitssymptomen. Experten schätzen, dass es jährlich zu mindestens 80.000 Borreliose-Fällen in Deutschland kommt.

Wichtig: Sollte sich nach einem Stich ein roter Randkreis an der Einstichstelle bilden, sollten Sie rasch einen Arzt aufsuchen, denn dies ist ein Indiz für eine Borreliose. Die bakterielle Infektion hat keinen typischen Verlauf und kann gut mit Antibiotika behandelt werden. Einen zugelassenen Impfstoff gibt es nicht.

Borreliose ist behandelbar, FSME nicht

Die ebenfalls durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute, ist hingegen kaum behandelbar. In den meisten Fällen treten zunächst grippeähnliche Beschwerden auf. In etwa jedem zehnten Fall greift das FSME-Virus das zentrale Nervensystem an, was zu bleibenden Schäden führt. Symptome sind Krämpfe, Lähmungen, Sprachstörungen und Bewusstseinsstörungen.

In Deutschland sind bis zu 5 Prozent der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. 2019 erkrankten bundesweit 444 Menschen an FSME, zwei davon starben. Eine Schutzimpfung ist möglich. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten für Einwohner von Risikogebieten oder dorthin Reisende.

Neue Riesenzecke kann Fleckfieber übertragen

Auf dem Vormarsch in Deutschland ist die eigentlich in Zentralafrika, Asien und Südeuropa heimische Hyalomna, eine bis zu zwei Zentimeter große Zecke mit gestreiften Beinen. Sie wurde vermutlich durch Zugvögel eingeschleppt. Mehr als 50 Exemplare wurden 2019 in Deutschland entdeckt. Laut Experten sind Hyalomna-Zecken in der Lage, hierzulande zu überwintern.

Die Krankheiten, die die neue Zeckenart überträgt, sind besonders gefährlich. Jede zweite Hyalomna trägt den Fleckfieber-Erreger in sich, eine bakterielle Infektion, die auch von manchen Läusen übertragen werden kann und unbehandelt in bis zu 40 Prozent zum Tode führt. Die Erkrankung wird mit Antibiotika behandelt. Eine Impfung gibt es nicht.

Lange Kleidung und Anti-Zeckenspray

Wie lassen sich Zeckenstiche wirksam vermeiden? Zecken finden sich meist am Rande hoher Grashalme von Wiesen, an Flussufern oder im Unterholz von Wäldern. Bei Spaziergängen sollte man daher lange geschlossene Kleidung tragen und zudem die Socken über die Hosenbeine ziehen. Anti-Zeckensprays aus der Apotheke bieten zusätzlichen Schutz. Übrigens: Anders als viele Menschen glauben, fallen Zecken nicht von Bäumen. Die Tiere klettern maximal nur 1,5 Meter hoch. Das heißt, dass das Grün der meisten Bäume für sie in unerreichbaren Höhen liegt.

Wenn Sie eine Zecke an ihrem Körper entdecken, handeln Sie rasch und überlegt. Umfassen sie den Parasiten mit einer Pinzette oder Zeckenzange (gibt’s in Apotheken) am Kopf. Ziehen Sie die Zecke heraus, ohne sie zu zerquetschen. Verwenden Sie kein Öl oder Alkohol und desinfizieren Sie die Stelle nach dem Entfernen. Wegen der Widerhaken am Stechrüssel hilft es, das Tier durch Hin-und-her-Wackeln zu lösen. Beobachten Sie, ob sich die Stelle entzündet. Falls ja, auf jeden Fall zum Arzt gehen.

Autor:

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Das Investment, Pfefferminzia und private banking magazin.