Fachkräftemangel im Handwerk – wie Sie Mitarbeitende an sich binden

Ob Fliesenleger oder Tischler – in vielen Bereichen des Handwerks fehlen Fachkräfte.Pixabay

Nachwuchs halten und gewinnen

Fachkräftemangel im Handwerk – wie Sie Mitarbeitende an sich binden

Ob Dachdecker, Bäcker oder Maurer – überall werden händeringend Fachkräfte gesucht. Wenn sie unzufrieden im eigenen Unternehmen sind, werden sie zudem leicht von der Konkurrenz abgeworben. Doch es gibt ein paar Maßnahmen, mit denen Sie als Unternehmer Mitarbeitende besser an sich binden können.

Von Manila Klafack | Druckansicht

Mittlerweile hat wohl jede Branche ihre Sorgen damit, qualifiziertes Personal zu finden. Manche mehr, manche weniger. Besonders das Handwerk leidet sehr unter fehlenden Fachkräften. So zeigte eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA), dass dort 65.000 Fachkräfte fehlen, davon allein 54.000 Gesellen.

Eine Einschätzung der Handwerksunternehmen, abgefragt durch das Bundeswirtschaftsministerium, besagt, dass über 50 Prozent der Betriebe den Fachkräftemangel als Hauptrisiko für ihr Unternehmen sehen. Die Corona-Krise hat die Situation noch verschärft.

Arbeitsumfeld besonders wichtig

Um Ihre Fachkräfte zu halten oder um neue zu gewinnen, sollten Sie zuerst ein Arbeitsumfeld gestalten, in dem sich Ihre Mitarbeiter wohlfühlen. Wie wichtig eine wertschätzende, ehrliche und transparente Unternehmenskultur mit einem entsprechend handelnden Chef oder einer Chefin für die Mitarbeiterbindung ist, zeigt sich insbesondere in Krisenzeiten. Ein entspanntes Betriebsklima, das auch in stressigen Zeiten für Arbeitnehmer nicht belastend wird, flache Hierarchien und eine offene Kommunikationskultur sind ebenso wichtige Voraussetzungen, wie den Zusammenhalt im Team zu stärken.

Weiterbildung fördern

Ohne lebenslanges Lernen kommt heute niemand mehr aus. Zu schnell ändern sich Methoden und Technik. Daher sind Angebote zur beruflichen – und auch zur persönlichen Weiterbildung – für die Mitarbeiter und für das Unternehmen wichtig. Fördern Sie deshalb Ihre Mitarbeiter. Entsprechende Angebote bringen neue Kenntnisse und befähigen zu mehr Verantwortung im Arbeitsalltag – und, damit einhergehend, zu mehr Anerkennung und Motivation. Wollen Gesellen sich etwa zum Meister qualifizieren, sollten Sie als Unternehmer die Kollegen dabei unterstützen und etwa ein höheres Gehalt in Aussicht stellen.

Karriere ermöglichen

Wer sich weiter qualifiziert, möchte sich in der Regel auch auf der Karriereleiter vorwärts bewegen. Deshalb sind Karrierechancen für Mitarbeiter wichtig. Fehlt diese Motivation, werden viele gute Handwerker zu Unternehmen abwandern, die diese Perspektive bieten. Auch Auszubildende sollten Sie möglichst frühzeitig ansprechen, wenn Sie sie übernehmen wollen.

Mitarbeiterbindung durch betriebliche Altersversorgung

Neben diesen Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung zählt heute die Unterstützung bei der Altersvorsorge, etwa durch ein Angebot zur betrieblichen Altersversorgung (bAV) und vielleicht noch eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) zu weiteren Instrumenten, um qualifizierte Mitarbeiter zu finden und dauerhaft zu halten. Eine bAV als Direktversicherung etwa kann allein vom Arbeitgeber oder auch vom Arbeitnehmer finanziert werden.

Bei der klassischen arbeitgeberfinanzierten bAV übernimmt der Chef die Beiträge zur späteren Zusatz-Rente allein. Arbeitnehmer können aber auch einen Teil ihres Bruttogehalts für eine Betriebsrente einsetzen (Entgeltumwandlung). Für Beträge bis zu 282 Euro im Monat fallen keine Sozialabgaben an, für Beträge bis zu 564 Euro keine Steuern (Stand 2022).

Als Arbeitgeber müssen Sie die Verträge Ihrer Beschäftigten mit 15 Prozent des umgewandelten Entgelts (bis zur Beitragsbemessungsgrenze) bezuschussen. Hier können Sie aber auch deutlich mehr als den gesetzlich verlangten Zuschuss dazugeben.

Betriebliche Krankenversicherung

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind längst nicht mehr so hoch, wie sie einmal waren. Und gleichzeitig möchten Patienten nicht unbedingt nur die Standardlösung, die von den Krankenkassen übernommen werden. Zudem haben sich die Kosten im medizinischen Bereich aufgrund des medizinischen Fortschritts deutlich erhöht.

Beim Zahnersatz etwa ist das deutlich zu spüren. Ob Krone, Inlay oder die Keramikfüllung – der Patient muss teils tief in die Tasche greifen, auch bei sorgfältig geführtem Bonusheft. Wer hier als Arbeitgeber mit einer betrieblichen Krankenversicherung unterstützt, kann seinen Mitarbeitern bares Geld sparen. Dabei schließt das Unternehmen den Vertrag direkt mit dem privaten Krankenversicherer und übernimmt komplett die Versicherungsbeiträge. Im Versicherungsfall reicht der Mitarbeiter seine Rechnung beim Versicherer ein und erhält die Erstattung.

Unterstützung bei der Gesundheit

Neben der betrieblichen Krankenversicherung können Sie als Arbeitgeber auch zur Gesunderhaltung ihrer Mitarbeiter beitragen. Zum Beispiel könnten Sie Rücken-, Entspannungs- oder Ernährungskurse im Unternehmen organisieren oder bezuschussen. Oder Sie übernehmen einen Teil der Kosten der Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio. Für den Arbeitsweg könnten Sie ein Fahrrad, eventuell auch mit Elektro-Antrieb, anbieten. Je mehr Ihr Unternehmen unternimmt und sich damit von anderen abgrenzt, desto eher können Sie neue Mitarbeiter finden und einer Abwanderung vorbeugen.

Autorin:

Manila Klafack

Manila Klafack ist freie Journalistin und Diplom-Kauffrau und schreibt seit 2016 für Pfefferminzia. Nach ihrer Ausbildung als Redakteurin verantwortete sie in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.