Wenn die Welt erschöpft ist: Was bedeutet eigentlich „ökologischer Fußabdruck“?

Bei der Industrieproduktion werden Treibhausgase freigesetzt.Pixabay

Wenn die Welt erschöpft ist

Was bedeutet eigentlich „ökologischer Fußabdruck“?

Immer wieder ist von dem ökologischen Fußabdruck jedes einzelnen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu hören. Der sogenannte Welterschöpfungstag fiel in diesem Jahr auf den 22. August. Das heißt, an dem Tag waren eigentlich die natürlichen Ressourcen der Erde aufgebraucht.

Von Manila Klafack | Druckansicht

Kann die Erde uns Menschen dauerhaft ernähren und unseren Müll aufnehmen? Die Antwort: aktuell nein. Jedes Jahr machen wir quasi Schulden bei der Erde – und das bereits seit Jahrzehnten. Am 22. August war in diesem Jahr der Tag, ab dem wir mehr natürliche Ressourcen verbraucht hatten als nachwachsen können. 2019 lag dieser sogenannte Earth Overshoot Day (Welterschöpfungstag) knapp einen Monat früher – am 29. Juli. Unsere Erde ist also ein Corona-Krisen-Gewinner, weil aktuell weniger produziert, konsumiert und gereist wird.

Öko-Bilanz, ökologischer Fußabdruck, CO2-Fußabdruck – viele Begriffe tauchen im Zusammenhang mit unserem Verbrauch der Vorräte des Planeten auf. Den Begriff des ökologischen Fußabdrucks haben die Wissenschaftler Mathis Wackernagel und William Rees in den 1990er Jahren erdacht und etabliert. Er beschreibt die biologisch produktive Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Gemessen wird er in der Einheit „globale Hektar (gha)“.

Wir leben so, als hätten wir mehrere Welten

In Deutschland standen laut einer Erhebung von Global Footprint Network – einer internationalen Forschungsgruppe, deren Präsident Mathis Wackernagel ist – im Jahr 2016 jedem Bundesbürger 1,6 gha als Biokapazität für Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum zur Verfügung. Genutzt hat jeder aber durchschnittlich 4,9 gha. Damit ist allein in dem Jahr eine Differenz von 3,3 gha entstanden. Der weltweite Durchschnitt des ökologischen Fußabdrucks liegt bei 2,7 gha. Wir leben im Durchschnitt also so, als hätten wir zwei Erdkugeln zur Verfügung. Wenn Sie Ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck ermitteln möchten, dann klicken Sie bitte hier.

Das Treibhausgas Kohlendioxid führt zur Erderwärmung

Ein Teil des ökologischen Fußabdrucks ist der CO2-Fußabdruck. Er gibt an, wie groß die Summe von Kohlendioxid ist, die jeder durch seinen Lebenswandel produziert. Da Kohlendioxid das wesentlichste Treibhausgas ist, und somit als größter Verursacher der globalen Erwärmung gilt, gibt es vielfältige politische Bestrebungen zur Reduktion des Gases. Insbesondere bei der Verbrennung der sogenannten fossilen Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas entsteht CO2.

Darum wird die Energiegewinnung aus Windkraft und Sonnenstrahlen gefördert. Auch der Elektromobilität, insbesondere in der Industrie, kommt eine große Bedeutung beim Erreichen der gesetzten Klimaziele zu. Hier spielt beispielsweise die Forschung an der Energieerzeugung aus Wasserstoff eine zentrale Rolle.

So reduzieren Sie Ihren ökologischen Fußabdruck

Dem Online-Portal fussabdruck.de zufolge beansprucht allein die Ernährung rund ein Drittel des durchschnittlichen Fußabdrucks. 80 Prozent davon gehen auf tierische Lebensmittel zurück. Weniger Fleisch und andere tierische Produkte zu essen sowie auf unverpackte und möglichst regionale Produkte zu setzen, bringt daher schnell Effekte. Auch weniger Lebensmittel wegzuwerfen, kann zu einem kleineren persönlichen Fußabdruck beitragen – und schont nebenbei den Geldbeutel.

Heizenergie verschlingt den größten Teil im Bereich Wohnen. Wer also weniger heizt, beispielweise ein Grad weniger, und/oder auf Ökostrom-Anbieter setzt, kann hier bereits viel bewirken. Und ein willkommener Nebeneffekt: Man kann damit ebenfalls einiges an Geld sparen.

Das Auto öfter stehen lassen, mehr Wege zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren, öffentliche Verkehrsmittel nutzen, Fahrgemeinschaften bilden und Flugreisen vermeiden, all das sind weitere wichtige Ansätze, um den Verbrauch von Ressourcen zu reduzieren sowie den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern.

Der vierte Faktor betrifft den Konsum. Nachhaltig agiert hier, wer langlebige und umweltverträgliche Produkte kauft oder in Second-Hand-Läden geht – und umgekehrt auch Kleidung, Spielzeug oder Elektrogeräte wieder weitergibt oder verkauft, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Das Thema Nachhaltigkeit ist auf dem Vormarsch

Längst ist Nachhaltigkeit auch bei Finanzanlagen und damit Versicherern angekommen. Es gibt bereits eine Reihe von Investmentfonds, die in Papiere von Unternehmen investieren, die sozialen und ökologischen Kriterien genügen. Auch Versicherungsgesellschaften bieten ihren Kunden nachhaltige Produkte wie „grüne“ Kfz-Versicherungen, bei denen es einen Bonus gibt, wenn der Kunde ein emissionsarmes Auto fährt. Auch für die Altersvorsorge kann man nachhaltig anlegen.

Ein Manko ist derzeit jedoch noch die unterschiedliche Definition des Begriffs. Hier schafft die Politik auf EU-Ebene aber gerade Abhilfe. Sie hat ein einheitliches Klassifikationssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten (die sogenannte Taxonomie) geschaffen. Diese einheitliche Klassifizierung soll Transparenz zum Nachhaltigkeitsgrad von Unternehmen und Finanzprodukten schaffen. Für Kunden bedeutet das, dass sie künftig nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt werden und Vermittler oder Makler diese bei der Beratung berücksichtigen sollen.

Autorin:

Manila Klafack

Manila Klafack ist freie Journalistin und Diplom-Kauffrau und schreibt seit 2016 für Pfefferminzia. Nach ihrer Ausbildung als Redakteurin verantwortete sie in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.