Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo im Interview: Über Meditation, Rituale und Ziegenmilch

Malaika Mihambo reist in ihrer Freizeit kern in ferne Länder.Copyright: Inter Versicherungsgruppe

Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo im Interview

Über Meditation, Rituale und Ziegenmilch

Was für eine Leistung! 7,30 Meter! Mit diesem gewaltigen Satz holte Weitspringerin Malaika Mihambo bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Doha Gold für Deutschland. Danach flog die 25-Jährige gleich in den Urlaub nach Thailand. Kurz vorher gab sie ihrem Partner, der INTER Versicherungsgruppe aus Mannheim, noch ein exklusives Interview.

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Malaika, herzlichen Glückwunsch! Sie haben bewiesen, dass Sie zu den ganz Großen gehören: Ein unglaublicher Sprung, 7.30 Meter, der weiteste seit 15 Jahren – Weltmeisterin! Haben Sie das alles schon realisiert?

Malaika Mihambo: Noch nicht so richtig. Es sind eigentlich zwei Kracher auf einmal, die ich gerade versuche zu realisieren…einmal Weltmeisterin werden… und dann noch 7.30 Meter springen, das ist noch so weit weg, irgendwie so surreal, das ist schon heftig. Gleichzeitig freue ich mich einfach, bin dankbar, stolz und zufrieden.

Ihre sportlichen Fähigkeiten sind immens. Wie wichtig ist Ihre mentale Stärke, um Ihr Riesenpotenzial abzurufen?

Die mentale Stärke ist gerade im Sport entscheidend, weil man auch mal in Situationen kommt, wo es schwierig oder gar brenzlig wird – so wie beim Wettkampf in Doha. Ich lag nach einem schlechten und einem ungültigen Sprung auf dem 7. Platz und hatte nur noch einen Versuch, um in die Top 8 zu kommen und weiter dabei zu sein. Das muss man dann einfach ausblenden – oder eben ummünzen, um daraus noch weitere Kraft zu ziehen und dann einen Sprung von 7,30 Meter zu schaffen.

Inwieweit hat Ihr Umfeld zu Ihrem Erfolg beigetragen? Stimmt es, dass auch Ihre Mutter in Doha dabei war?

Ja, meine Mutter war in Doha dabei. Das Umfeld ist natürlich sehr wichtig. Ich weiß, dass ich von so vielen Menschen Rückhalt bekomme, sei es im Privaten oder im Sport. Es gibt so viele Menschen, die für mich da sind, die mich nicht nur als Sportlerin, sondern auch als Mensch wertschätzen. Ich bin sehr dankbar, diese Menschen in meinem Leben haben zu dürfen.

Apropos Doha: Welche Eindrücke haben Sie insgesamt gewonnen?

Doha war für mich ein sehr interessantes Erlebnis. Ich habe es noch nicht ganz verarbeiten und einordnen können. Es war sehr interessant zu sehen, wie da so eine moderne Stadt einfach aus dem Nichts in der Wüste hochgezogen wird. Wir waren wirklich in einer City…nur Hochhäuser, so hab‘ ich noch nirgendwo gewohnt. Bei mir zuhause hat man immer viel Natur. Das mag ich lieber. Auch völlig konträr zu uns ist der Umgang mit Klimaanlagen. Alles ist stark klimatisiert. Sogar bei stehenden Autos wird die Klimaanlage aufgedreht.

Konnten Sie auch abseits der Wettkämpfe einmal in das Leben vor Ort eintauchen?

Leider nein. Das ist immer schwierig vorm Wettkampf. Ich nutze die Zeit, um mich vorzubereiten, mich zu fokussieren und vermeide Risiken. Sightseeing wird meistens danach gemacht.

Die Kritik um den Austragungsort, die schwierigen klimatischen Bedingungen – wie sind Sie damit umgegangen?

Für mich waren die klimatischen Bedingungen nicht besonders schwer. Ich bin zwar mit leichten Halsschmerzen angereist, konnte diese aber vor Ort gut in den Griff bekommen. Ich habe nur drinnen trainiert. Sowohl das Stadion als auch das Trainingsstadion waren klimatisiert, von Luftfeuchtigkeit und Hitze war nichts zu spüren. Von daher bin ich eigentlich immer nur vom Hotel zum Bus oder vom Bus zum Stadion gelaufen.

Wie haben Sie nach Ihrem WM-Sprung gefeiert?

Es gab keine offizielle Abschlussfeier. Aber wir haben danach privat im Hotel gefeiert. Meine Mutter sowie meine Trainingspartnerin und einige aus meinem Verein sind extra mit nach Doha gekommen. Das war großartig. Wir haben bis in die Morgenstunden zusammen mit Johannes Vetter gefeiert. Danach ging es direkt an den Flughafen. Es war also eine sehr kurzweilige Nacht, hat aber jede Menge Spaß gemacht.

Sie fliegen ja direkt von Doha nach Thailand. Wie sehr freuen Sie sich auf Ihren Urlaub?

Ich freue mich sehr auf meinen Urlaub. So eine große Reise ist immer sehr aufregend. Auch zu wissen, dass man jetzt vier Wochen nicht mehr nach Hause kommt, das ist natürlich auch ein wenig surreal. Trotzdem freue ich mich auf die neue Kultur, die neuen Eindrücke, die ich erleben werde und noch auf ganz viele schöne Momente, Begegnungen und Erinnerungen. Gerade diese Saison, in der die WM so spät war und die Olympischen Spiele vor der Tür stehen, ist es für mich wichtig, jetzt Energie und Kraft für die neue Saison zu tanken. Das habe ich letztes Jahr auch so gemacht und es hat wunderbar geklappt.

Sie sind Partner der INTER Versicherungsgruppe – wie die Adler Mannheim und Grün-Weiss Mannheim, die beide 2019 die deutsche Meisterschaft in die Kurpfalz holten. Nun setzen Sie dem Ganzen die Krone auf – Weltmeisterin! Die INTER scheint ein prima Partner zu sein, stimmt’s?

Die INTER ist ein super Partner. Ich habe mich nicht nur sehr über die unterstützenden Anzeigen gefreut, sondern auch über den tollen Artikel im Grün-Weiss-Heft. Das war wirklich sehr schön. Ich freue mich einfach auf die weitere Zusammenarbeit unserer noch jungen Partnerschaft.

Eishockey und die Adler Mannheim sind in Ihrer Heimat überaus beliebt. Haben Sie schon einmal ein Spiel in der SAP Arena gesehen? Oder sind Sie etwa schon einmal auf Schlittschuhen gestanden? Oder haben Sie lieber festen Boden unter den Füßen, von dem Sie mit Riesensprüngen dann weich im Sand landen?

Ich war 2010 bei den Weltmeisterschaften in Deutschland. Die fanden ja auch teilweise in der SAP Arena statt, da hab’ ich mir dann Eishockey zum ersten Mal angeschaut. Ich stand auch früher öfter auf Schlittschuhen. Mir macht es immer Spaß, selbst aktiv zu sein, als nur von außen zuzuschauen. Dennoch ist Schlittschuhlaufen auch immer mit Gefahren behaftet, dass man sich verletzt. Von daher bin ich jetzt schon seit Jahren nicht mehr Schlittschuh gelaufen. Aber prinzipiell finde ich es schön mal übers Eis zu gleiten.

Ausgewogene Ernährung ist gerade für Hochleistungssportler wie Sie ein Schlüssel zum Erfolg. Worauf achten Sie grundsätzlich bei Ihrer Ernährung?

Ich ernähre mich am liebsten vegetarisch und versuche, mich sehr ausgewogen zu ernähren, also auch immer wieder tierische Produkte zu essen, wenn möglich in Bioqualität. Außerdem versuche ich Kuhmilch zu reduzieren und setze stattdessen auf Schafsmilch- und Ziegenmilchprodukte. Was ich auf jeden Fall anfangen will, ist Saaten zu keimen, was ja sehr gesund sein soll. Daran habe ich mich bisher aber noch nicht getraut. Ansonsten trinke ich viel Wasser oder Tee, esse viel Gemüse, am liebsten regional, biologisch und saisonal. Ich koche einfach, was mir schmeckt und lege auch gerne mal Detox-Zeiten ein. Das hilft mir, mich wieder an das gesunde Essen zu gewöhnen und es fällt mir auch leichter, dabei zu bleiben.

Wie sieht es denn an Wettkampftagen aus, ernähren Sie sich dann speziell? Und haben Sie im Wettkampf besondere Rituale? Sie klatschen sich zum Beispiel vor dem Anlauf selbst ab, bevor Sie dann das Publikum zum Mit-Klatschen animieren…

An Wettkampftagen ernähre ich mich immer vegetarisch, weil das einfach leichter im Magen liegt und mir ein besseres Gefühl gibt. Ansonsten esse ich eigentlich nicht anders als an anderen Tagen auch. Wichtig ist nur, dass ich genug esse, damit ich nicht hungrig im Wettkampf stehe.

Bestimmte Wettkampfrituale habe ich nicht. Ich meditiere gerne, also auch täglich, im Schnitt fünfmal die Woche und auf jeden Fall immer vor einem Wettkampf. Zudem mache ich noch Chi-Gong-Übungen, um mich weiter zu fokussieren. Es geht darum, die inneren Kräfte auszubalancieren, um einfach auf den Punkt genau da zu sein. Ansonsten schau ich einfach, dass ich an den Tagen nur Dinge tue, die mir gute Laune bereiten, so dass ich mit einem guten Gefühl in den Wettkampf starten kann.

Das mit dem Selbstabklatschen ist einfach, um noch mal ein anderes Körpergefühl zu bekommen und sich selbst zu pushen. Ich schaue immer vor jedem Sprung, auch im Wettkampf, was ich jetzt gerade brauche: Bei der WM zum Beispiel waren nach dem ersten Versuch mein Pulsschlag und meine Atmung sehr erhöht. Ich habe mich dann einfach kurz hingesetzt, Atemübungen gemacht, die Augen geschlossen und versucht, ganz kurz zu meditieren, einfach um wieder zurückzukommen – und das hat ja auch sehr gut geklappt.

In Ihrem Urlaub möchten Sie den Tauchschein machen. Sehen Sie dies auch als neue Erfahrung, um in eine völlig neue Welt der Entspannung ,einzutauchen‘?

Ich sehe generell einfach jede neue Erfahrung als einen super Weg an, um mich zu bereichern, den Horizont zu erweitern und noch mehr Lebensfreude zu gewinnen. Ich möchte an meinem Lebensende zurückblicken und sagen können, dass ich glücklich war und viele Dinge gemacht habe, die mich interessierten und mein Leben bereichert haben. Deshalb suche ich mir immer neue Erfahrungen, von denen ich glaube, dass sie mir gefallen könnten. Wichtig ist mir dabei, sie auch zeitnah umzusetzen und nicht auf ,morgen‘ zu verschieben.

Von der fernöstlichen Lebensweise haben Sie ja aus einem früheren Indien-Urlaub die Meditation mitgenommen. Was möchten Sie jetzt Neues für sich kennenlernen? In welchen Bereichen möchten Sie sich nun in Thailand weiterentwickeln?

Das weiß ich ehrlich gesagt noch gar nicht. Ich habe gelesen, dass es dort andere Meditationstechniken gibt und mir einen entsprechenden Kurs schon mal rausgesucht. Grundsätzlich finde ich die Lebensweise sehr interessant, und die Küche ist sehr lecker.