Versorgung kranker Angehöriger – Wie finde ich das passende Pflegeheim?

Pflegerin in einem Pflegeheim Getty Images

Versorgung kranker Angehöriger

Wie finde ich das passende Pflegeheim?

Einen nahen Angehörigen einer Pflegeeinrichtung zu überlassen, ist nicht leicht. Das neue Heim soll bezahlbar sein und der Angehörige soll sich dort wohl fühlen. Wir erklären, wie man bei der Auswahl am besten vorgehen sollte.

Von Oliver Lepold | Druckansicht

Wenn sich die Gesundheit eines nahen Angehörigen verschlechtert, stehen viele Familien vor der Frage, wie die künftige Pflege am besten organisiert werden soll. Nicht immer ist das in den eigenen vier Wänden möglich. Etwa, wenn die Erkrankung bereits zu weit fortgeschritten ist oder das Zuhause nicht auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen ausgerichtet werden kann.

Von den 3,4 Millionen Menschen, die laut Statistischem Bundesamt Ende 2017 pflegebedürftig waren, wurde jeder Vierte in einer Pflegeeinrichtung betreut. Dabei wurden 818.300 Menschen vollstationär betreut. Für dieses Angebot stehen in Deutschland 14.500 Pflegeheime zur Verfügung. Das Angebot ist vielschichtig, ebenso wie die Kosten. Umso schwerer fällt die Auswahl.

Bevor Sie mit der Suche beginnen, sollten Sie eine Liste mit den wesentlichen Kriterien erstellen. Was ist Ihnen bei der Versorgung und Betreuung in einer Einrichtung besonders wichtig? Hilfreich sind dabei folgende Fragen:

  • Über welche medizinischen Serviceangebote muss das Pflegeheim verfügen?
  • Was braucht der Pflegebedürftige ansonsten (Freizeitangebote, Verpflegung, Privatsphäre), um sich wohl zu fühlen?
  • Welcher Eigenanteil an den Kosten kann monatlich maximal geleistet werden?
  • Welche Entfernung darf das Pflegeheim vom bisherigen Lebensumfeld haben?
  • Gibt es Einzelzimmer oder sind auch Mehrbettzimmer akzeptabel? Dürfen private Einrichtungsgegenstände mitgebracht werden?

Wenn Sie eine genauere Vorstellung haben, schauen Sie sich die in Frage kommenden Einrichtungen an. Diese finden Sie zum Beispiel über eine Pflegeberatung. Seit 2009 hat jeder Versicherte Anspruch auf eine individuelle Pflegeberatung durch die Pflegekassen. Hierzu haben Kranken- und Pflegekassen bundesweit sogenannte Pflegestützpunkte eingerichtet.

Sie dienen als zentrale Anlaufstellen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen und bieten Auskunft und Beratung zu allen Pflegethemen. Zum Beispiel wie die erforderlichen staatlichen Hilfen aus der Pflegeversicherung beantragt werden können und wie hoch diese ausfallen. Eine Liste findet sich beim Zentrum für Qualität und Pflege (https://www.zqp.de/beratung-pflege/#/home).

Darüber hinaus bieten Krankenkassen und Verbände Online-Tools zur Pflegeheimsuche an. Über eine Ortssuche können Pflegeeinrichtungen aufgerufen und das Leistungsspektrum verglichen werden. Die geschieht mittels Pflegenoten, die auf dem jährlichen Transparenzbericht des Medizinischen Diensts der Krankenversicherung basieren. Dieses System ist jedoch wenig aussagekräftig und wird ab 1. November 2019 von einem neuen Prüfverfahren abgelöst.

Achten Sie bei einem Besuch der in Frage kommenden Einrichtungen unter anderem auf folgende Punkte:

  • Wie frei sind die Bewohner des Pflegeheimes in ihrer Tagesgestaltung?
  • Wie gestaltet sich der Kontakt zwischen Bewohnern und den Pflegefachkräften?
  • Macht die Einrichtung einen gepflegten Eindruck?
  • Welche Qualifikation hat das Personal? Wie viele Vollzeitpflegekräfte gibt es?
  • Wie ist der Speiseplan? Gibt es abwechslungsreiche und nahrhafte Kost?
  • Wie ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr?
  • Werden im Vertrag alle wesentlichen Eckpunkte wie zum Beispiel die Rechte und Pflichten bei einer Kündigung oder die Kostenerstattung bei Abwesenheit benannt? Sind kostenpflichtige Zusatzleistungen genau beschrieben?

Manche Pflegeeinrichtungen bieten die Möglichkeit eines Probewohnens an. Falls Ihr Wunschheim keinen Platz frei hat, können Sie sich meist auf eine Warteliste setzen lassen und zur Überbrückung ein anderes Heim auswählen. Dabei sollten Sie allerdings auf die entsprechenden Kündigungsfristen achten.

Autor:

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Das Investment, Pfefferminzia und private banking magazin.