Smart Hospital – Auch eine Sache der Ethik

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Smart Hospital

Auch eine Sache der Ethik

Die Uniklinik Essen soll als eine der ersten Kliniken in Deutschland zum Smart Hospital werden. Die Ethik spielt dabei eine große Rolle.

Von Oliver Link | Druckansicht

Nach dem Willen des Ärztlichen Direktors und Vorstandsvorsitzenden des Uniklinikums Essen, Professor Dr. Jochen Werner, sollen bei dem groß angelegten Digitalisierungsprozess die Patientenbelange und die ethischen Aspekte nicht zu kurz kommen. Dafür hat er vor Kurzem das „Ethik-Ellipse Smart Hospital“ als neues Gremium etabliert.

Kritischer Dialog angestrebt

Ziel ist der kritische Dialog rund um das Smart Hospital. „Eine kritische ethische Reflexion der Dimensionen des Themenfeldes Smart Hospital ist wesentlich. Mit verschiedenen Perspektiven aus Wissenschaft und klinischer, aber auch industrieller Praxis werden Vorschläge, Empfehlungen und Impulse erarbeitet, die uns dann bei der weiteren Realisierung des Smart Hospitals begleiten und unterstützen“, verdeutlicht Werner. Mit dieser Zusammenarbeit soll, so Werner, eine stabile Entwicklung von Medizin, Ökonomie und Ethik sichergestellt sein, die zu allererst einem Ziel folgt: Die Bedürfnisse der Patienten bestmöglich zu erfüllen.

Der Sprecher der Ethik-Ellipse, Professor Dr. Stefan Heinemann, Experte der Uniklinik Essen für Smart Hospital und Wirtschaftsethiker, erläutert das Aufgabenspektrum seines Gremiums: „Der Weg zum Smart Hospital bedeutet neben digitaler Spitzenmedizin auch mehr Hospitality, Gastfreundschaft, Wohlfühlen, Vertrauen und Wärme für die Patienten.“ Die Ethik-Ellipse soll eng mit dem klinischen Ethik-Komitee des Uniklinikums Essen und der Ethik-Kommission der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg/Essen kooperieren.

E-Health: Ärzte sehen durchaus Nutzen

Digitale Angebote in der Versorgung können nach Ansicht von Ärzten konkrete Vorteile für die Behandlung haben. Das zeigt der DAK-Digitalisierungsreport 2018. Wie die nicht-repräsentative Befragung, an der sich 1.147 niedergelassene Ärzte beteiligt haben, ergibt, plädieren die Mediziner für mehr E-Health-Anwendungen im Versorgungsalltag. Rund 80 Prozent nennen als nützliche Ansätze unter anderem Videosprechstunden sowie therapiebegleitende Onlinecoachings für Patienten – zum Beispiel von einer Krankenversicherung. Bei Angeboten von Pharmafirmen herrscht auf Ärzteseite eher Skepsis vor. Hartmannbund-Chef Dr. Klaus Reinhardt sieht in den Ergebnissen der Studie ein positives Signal für die künftige Entwicklung in Deutschland. „Die Befragung belegt die große grundsätzliche Bereitschaft der Kollegen, sich den neuen digitalen Möglichkeiten zu öffnen und diese als Chancen neuer Wege in der Versorgung zu sehen“, erläutert Reinhardt.

Hemmschuh Fernbehandlungsverbot

Trotz aller Euphorie sind sich die Studienteilnehmer aber auch der Tatsache
bewusst, dass nach gültiger Rechtslage zum Beispiel ein ortsunabhängiger Austausch zwischen Arzt und Patient per Videokonferenz derzeit nur eingeschränkt möglich ist. Das in den Berufsordnungen verankerte Fernbehandlungsverbot sieht vor, dass der Videosprechstunde ein obligater persönlicher Erstkontakt von Arzt und Patient vorausgehen muss.

Das Fernbehandlungsverbot könnte allerdings demnächst kippen. Das Bundesgesundheitsministerium hat angekündigt, das Gesetz auf den Prüfstand zu stellen. Das wäre auch im Sinne der befragten Ärzte. Denn diese halten die Videosprechstunde für notwendig, um Versorgungsengpässe in ländlichen Regionen mit geringer Arztdichte aufzufangen.

Autor:

Oliver Link

Oliver Link ist Chefredakteur von medic news, dem Infobrief für angestellte Ärzte.